cmwsm.jpg (5760 Byte)

 

 

Virtuelle Textplantage Goedart Palm

 

Die Geburt der Banane aus dem Geist der Krümmung

Eine Welttrivialgeschichte im Bananenraffer

Präbananismus. Am Anfang war die Banane. In Anbetracht einer Weltbevölkerung, die zwar kollektiv Bananen isst, aber zu zwei Dritteln aus (B)Analphabeten besteht, ist es ungeheuerlich zu behaupten, am Anfang sei das Wort gewesen. Gott schuf die Paradiesplantage als den idealen Ort wohlfahrtsstaatlich gesicherter Zweisamkeit in immer währender Langeweile: Obst gratis, aber ständige Überwachung für die beiden Obstesser Adam und Eva. Gott erkannte in seiner unendlichen Güte das selbstgeschaffene Problem frühzeitig. Erlebnisorientiert wie es Schöpfer nun einmal sind, trieb er seine Geschöpfe in den Zwiespalt von Obstverbot und Erkenntnislust. Dank göttlicher Vorsehung wusste er, dass der freie Wille seiner Geschöpfe im Sakrileg des Apfelessens enden musste. Hätten Adam und Eva weiterhin Bananen gegessen, wäre uns und ihnen einiges erspart geblieben.

Bananismus. Während die indischen Brananen die Weltseele in der Branane erkannten, waren Bananen in Alteuropa seltene Importe. Die "Banane des Columbus" avancierte zur stehenden Redewendung, was angesichts der Krummheit von Bananen ein viel bestauntes Paradox wurde. Warnte noch Wilhelm II vor der "gelben Gefahr", wurden Bananen im Laufe der Geschichte wohlfeil, selbst in Ostdeutschland. Zwar war die DDR nicht weit davon entfernt, als Bananenrepublik durchzugehen, wurden dort doch Bananen als nichtexistente Kostbarkeiten des real existierenden Sozialismus gehandelt. Der Broiler ging unter, und mit der Westbanane kam die Freiheit. Die Banane löst seit ihrem Erscheinen in Europa wirrtuellen Tiefsinn aus: "Warum ist die Banane krumm?" Mit dieser Frage konstruierte der Bananismus seine Theorie des gekrümmten Raumes jenseits von Schale und Farbe. Der Bananismus befreite die Banane schließlich aus ihrer marginalen Stellung als sozialhilfegeeignetes Billigobst und radikalisierte sie zur banalen Ikone der neuen Befindlichkeit. Künstler wie die Banadian Harmonists priesen in ihrem Welthit "Meine kleine grüne Banane" den Reifungsprozess zur verzehrgeeigneten Vollbanane. So geriet den Bananisten zwischen Copa Banana, Banada und Bananarama schließlich alles zur Banane. Allein der Papst warnte vor den Gefahren des ungeschützten Banalverkehrs.

Postbananismus. Der Verdienst der Bananisten besteht vorausschauend weniger in der Provokation des Obstbetriebs als in der Inauguration der Banane als krummgelbes Weltprinzip. Gentechnologische Verbesserungen lassen auf die Banane der Zukunft hoffen: Selbstschälende Bananen, Bananen mit Himbeergeschmack, Bananen als Telefonhörer, Bananen als Internetbrowser von bananasoft. Alles Objekte mit hoher Plausibiltät, ohne die Beschränkung, nur Banane zu sein. Alles Banane oder was?

GOEDART PALM

 

 

 

Aktuell - Aphorismen - Autor - Bioethik - Email - Galerie - Home - Impressum - Krieg - Literatur - Personen - Satiren - Telepolis

Home ] Nach oben ]

 

Copyright. Dr. Goedart Palm 1998 - Stand: 05. Juni 2018.