"Banal, voraussehbar" versus
"Zu kompliziert, unglaubwürdig", lese ich in einer
Programmzeitschrift. Gehen wir von einem System aus, so stellt sich die
Frage, um welchen Wert es geht. Ist Wahrscheinlichkeit das Ideal dieser
Kritik? Also funktioniert das nach dem Prinzip einer erträglichen
Komplexität, die sich plausibel auflöst. Etwas Chaos schon, aber keine
wilden Konstruktionen. Nun wird schnell klar, dass diese Kritik nicht
weit reicht, wenn wir sie ernst nehmen. Denn die große klassische
Chaos-Erzählung "Odyssee" ist unwahrscheinlich. Unzählige
Liebesgeschichten von literarischer Qualität und ohne diese sind
voraussehbar bis simpel. Ohnehin gibt es nur eine begrenzte Zahl von
narrativen Grundtypen. Somit hilft uns das Schema der
Fernseh-Programmzeitschrift nicht sehr viel weiter und doch werden wir
das Gefühl nicht los, dass solche Kriterien nicht völlig illegitim
sind. Müssen wir die Erzähltypen auf emotionale Verhältnisse
beziehen, um eine bestimmte Relation als qualitativ akzeptabel ansehen
zu können? Oder sind Plot-Beschreibungen als Ausgang einer literarischen,
cineastischen Kritik nicht völliger Unsinn? So bleibt das Problem, dass
Kritik zwar von Werten handelt, aber selbst zu oft völlig wertlos ist.
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