John Rambo gegen den Terror
friedlicher Gesellschaften
"Ich hätte
alle töten können. Ich könnte auch dich töten. In der Stadt hast du
die Macht, nicht hier. Geh nicht weiter. Hör auf oder du hast einen
Krieg, den du nie begreifen wirst! Lass uns aufhören. Lass es
sein!"
Rambo verwechselt die Konditionen,
zu denen in verschiedenen Gesellschaften mit verschiedener Währung
gespielt wird. Rambo will es allen mit gleicher Münze heimzahlen. Das führt
zwangsläufig zu "Verhaltensauffälligkeiten". Rambo akzeptiert nicht,
dass die alten Helden von Vietnam die neuen Penner von Amerika sind. Das
Vietnam-Szenario mit den guten „Kumpels“ ist so tief in seine
traumatische Struktur eingebrannt, dass die Enttäuschung nun
„Amerika“ selbst ist. Amerika feiert nicht seine Söhne, sondern
stellt sie zurück an den Platz, wo sie hingehören. Das ist für Helden
nicht verkraftbar. Rambo reklamiert Ruhm
und Ehre. Um das unter Beweis zu stellen, kommt es zu einer
Wiederaufführung Vietnams. Amerika wird in Vietnam verwandelt.
Zivilisten? Nein, die kennt er auch nicht, es gibt keine harmlosen
Zivilisten: Remilitarisierte Zone. Alles brennt so wie damals. Der Geruch von
Napalm durchweht zwar nicht die kalten Wälder (im Film in British
Columbia, doch es ist natürlich ein bodenständiges amerikanisches
Mentalitätsgelände: Erewhon), doch sonst ist es wie damals. Das
Paradox, dass die potentiellen Mitstreiter von damals nun „Charlie
sind“, stört nicht mehr, wenn die Waffen sprechen und die Inszenierungsvorteile die Wirklichkeit übertreffen.
Ohne Wahrnehmungstäuschungen ist Wirklichkeit nicht zu ertragen, ja
mehr: Wahrnehmung ist Täuschung. Ein „arbiter
elegantiarium“, Rambos vormaliger Colonel, läuft herum und erläutert
den tumb agierenden Kleinstadt-Faschos die unerreichte Klasse Rambos und
bedauert seine zahllosen Gegner, die chancenlos bleiben. Es geht um eine
Entzweiung der Wahrnehmung, die Rambo verweigert, wobei ihm praktisch
die gesamte Inszenierungslast, von einigen mittelprächtig widerlichen
Cops abgesehen, aufgebürdet wird.
Goedart Palm

Nur
schwer vermag ich den Unterschied zwischen sozialistischer und
kapitalistischer Jagd zu begreifen... |