Es ist bitterkalt in Deutschland. CSU-Fraktionschef Alois Glück sprach
nach Schäubles Kohlekonfessionen über "sonstige" Einnahmen gar von einem
"Kälteschock" für die Freistaatparteilichen, obwohl zumindest Amigos ja selbst
bajuwarische Winter überleben können. Ab jetzt müssen alle vormals Aufrechten unter den
wärmenden Deckmantel der Parteiendemokratie kriechen, wenn sie nicht als Eisscheinheilige
enden wollen.
Wir lassen lässt aber keinen hängen, auch der CDU-Vorsitzende Schäuble braucht jetzt
unser aller gnadenlose moralische Unterfütterung seines Spendensäckels, wenn die CDU
nicht zur Unter-Fünf-Prozent-Partei abmagern soll. So leicht dürfen wir es den feixenden
Blassroten nicht machen, zumal ihre Reise- und Geburtstagsfinanzierungspolitik sie längst
zu zerbrechlichen Glashausexistenzen mutiert hat, die besser schweigen würden, wenn es um
das Geld anderer Leute geht, das sie vielleicht gerne hätten, aber noch lange nicht
kriegen würden. Farbe bekennen? Dass die Schwarzen schwarze Konten haben, ergibt sich ja
schon aus christlichster Farbwahl und ist wohl das durchsichtigste Argument der
parteiexternen Sonderermittler. Unserer vornehmster Grundsatz bei jeder Art von
medi-ZYN!ischer Parteientherapie sei: Moral ist gut, aber Rhetorik ist noch entschieden
besser. Das hat nicht Lenin gesagt, sondern ist seit Demosthenes der Grundsatz des
Krisenmanagements aller billig und regelmäßig gerecht Abrechnenden. Hier unsere
Vorschläge zu einer rhetorisch sauberen Lösung der Spendenaffäre, die alle Demokraten
wieder ruhig einschlafen lässt, wenn sie denn je aufgewacht wären. Wir verraten nicht zu
viel, wenn wir schon jetzt feststellen, dass die Selbstreinigungskräfte der Demokratie
vor allem in einem moralisch integeren Gebrauch des Konjunktivs liegen. Wissen wir doch
vielleicht seit Karl Kraus, dass "Würde" auch eine grammatikalisch-politische
(Über)Lebensform ist. Und es scheint so, als könnte der arme Schwabe noch besser
argumentieren, als er es bisher getan hat, wenn er ohne falsche Scham bereit wäre, von
uns zu lernen.
Also sprach Zorro-Zaster:
"Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch, auch bei größter Anspannung kann ich mich nicht
erinnern, dass irgendwelche der mir leichtfertig unterbreiteten Vorwürfe zutreffen, aber
ich bin gerade unter dieser Voraussetzung vollkommener Amnesie zu einer rückhaltlosen
Aufklärung bereit. Vorweg darf ich sagen: Politische Konsequenzen will ich heute, aber
auch morgen nicht damit verbinden, da ich mich zwar nicht erinnern kann, aber politisch
keine Schuld haben würde, wenn ich mich zukünftig wider jede Wahrscheinlichkeit
doch daran erinnern zu müssen glaubte.
Ich rede von Amnesie, nicht von Amnestie. Wenn ich mich also erinnern würde, würde ich
mich jedenfalls, und das sage ich in aller mir zu Gebote stehenden Entschiedenheit, nicht
daran erinnern können, politisch verwerflich gehandelt zu haben, weil das mit meiner
Stellung unvereinbar wäre. Ich wäre als verantwortungsvoller Politiker doch nicht in der
Lage, etwas zu tun, was in irgendeiner Weise nicht in Ordnung wäre, weil das völlig
verantwortungslos mir selbst gegenüber wäre. Im persönlichen Umgang mit mir selbst,
morgens vor dem Spiegel, konnte ich jederzeit zufrieden mit dem Grundsatz "Trau,
schau, wem" leben und daraus ergibt sich ja spendenlogisch, dass ich mich nicht daran
erinnern könnte, je verantwortungslos gehandelt zu haben.
Sollte ich also eine Spende erhalten habe - wie gesagt, ich kann mich selbst beim besten,
noch weniger beim schlechtesten Willen daran erinnern - so hätte ich diese Spende, die
übrigens recht geringfügig gewesen wäre, unmittelbar weitergegeben. Selbst wenn ich nur
Peanuts erhalten hätte, hätte ich alles, auf Heller und Millionen Erdnüssen,
weitergeleitet. Auch wenn ich nicht wissen sollte, an wen ich diese Spende weitergegeben
hätte, wäre diese Spende, selbst bei tagesbedingten Schwächen meiner
Gewissensanspannung, die wohl bei der Härte dieses gemeinen Wohlberufs entschuldbar
wären, sofort an den Schatzmeister weitergeleitet worden. Alles Weitere entzieht sich
übrigens meiner politischen Zuständigkeit, da ich unzweifelhaft nicht Schatzmeister war.
Daran kann ich mich so gut erinnern, wie an den Umstand, dass ich auch heute nicht
Schatzmeister bin und im Übrigen verbuchungstechnische Modalitäten nicht mit moralischen
fahrlässig bis vorsätzlich vermischt werden dürfen.
Da ich mich und auch niemanden sonst aber darin erinnere, wann ich diese Spende erhalten
hätte, könnte ich nur einen falschen Verdacht auslösen, wenn ich politisch voreilig
diesen oder jenen Schatzmeister verantwortlich machen würde, der möglicherweise eine
lässliche Ungenauigkeit begangen hätte, wenn er das von mir korrekt erhaltene Geld nicht
verbucht hätte. So möchte ich auch die Schatzmeister in Schutz nehmen, denen ich kein
Geld gegeben habe, weil ich in dieser unterlassenen Geldannahme keine politische
Verwerflichkeit zu erkennen vermag. Wäre diese für die Existenz der Partei völlig
unerhebliche Spende, die sofort von einer spendenlogischen Sekunde auf die andere -
weitergeleitet worden wäre, von einem Waffenhändler geleistet worden, hätte ich das
nicht gewusst, weil er als Unternehmer aufgetreten wäre.
Oder glauben Sie, Waffenhändler litten an Geständniszwang, obzwar der
verfassungsrechtlich gesicherte Auftrag der Bundeswehr ohne Waffen ja kaum zu erfüllen
wäre und der Beruf bei richtiger Berufsauffassung nichts Ehrenrühriges hat. In diesem
Gespräch mit einem Waffenhändler wäre auch keine Gelegenheit gewesen, mehr über den
Spender zu erfahren, da die Dauer dieses Gesprächs, an das ich mich im Übrigen auch
jetzt nicht erinnere, in diesem wie in jedem Fall so kurz gewesen wäre, dass ich mich
selbst nicht an den Namen erinnern könnte, wenn sie mir vorschnell einen vorhalten
würden. Am Rande bemerkt: Was glauben Sie, wie blutarm Köpfe während des
Resorptionsprozesses nach Festbanketten sind? Ich weiß aber genau, dass weder auf den
Geldscheinen noch auf der Quittung, die ich selbstverständlich ausgestellt hätte,
irgendwelche Angaben über den Beruf des Spenders verzeichnet gewesen wären.
Ich hoffe meine völlige Teilnahmslosigkeit an diesen Schuldvorwürfen mit aller Klarheit
zum Ausdruck gebracht zu haben, was nur die für unklar halten können, die ihre
grammatikalischen Schwächen verantwortungsvollen Politikern aufbürden, weil ihre
moralischen Kriterien in deren willfährigem Gebrauch längst diffus geworden sind. Vor
allem eins: Wir brauchen jetzt für eine parteiintime Selbstreinigung, die im Übrigen
nicht notwendig wäre, wenn hier nicht unzutreffende Vorwürfe gemacht würden, aber keine
staatliche Unterstützung, etwa die der Staatsanwaltschaft (an dieser Stelle drei Mal das
Kreuzzeichen), weil das einer vollkommen parteilichen Abklärung unserer
Vermögensverhältnisse nur schweren politischen Schaden zufügen würde. Wir werden
rücksichtslos alles aufklären, was sich noch aufklären lässt so weit unser
aller auf dem Streckbett liegendes Gedächtnis und unsere leider aus rein
buchhaltungstechnischen Gründen leicht unvollständigen Unterlagen reichen.
Schließlich darf ich Ihnen aber mit auf den Weg geben: Wenn hier dieser substanzlose
Vorwurf nicht unverzüglich mit dem größten Bedauern zurückgenommen wird, würde ich in
Zukunft keinerlei Parteispenden mehr annehmen können, so unabsehbar auch die Folgen für
eine Parteiendemokratie wären, die nicht nur von der mageren Milch der frommen
Denkungsart, sondern auch von dem fetten Rahm christlicher Schenkungsart leben will.
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass ich mich aber nicht
erinnern kann,
je..." Da capo.
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