| | Wochenbeilage - Prismen - Bäckerblumen -
Lettristische Flora
Menschen sind mitunter kurios. Ich auch.
Nie werfe ich das Wochenmagazin "Prisma" weg, obwohl ich
(noch) einigen Abstand zu dem Entschluss habe, einen Treppenlift zu
kaufen. Nun gut, das Fernsehprogramm ist auch nicht so bunt kommentiert,
wie ich das zu meiner dürftigen Vorfreude brauche. Also: Ich löse das
Schachdiagramm, wenngleich der Kommentator über das Thema "kairos"
noch einmal angestrengt nachdenken sollte - eingedenk des Umstands, dass
nicht jeder ein Brett vor sich stehen hat. Dann lese ich die Glosse von
Herrn Hartlap. Der bringt mitunter Dinge witzig auf den Punkt, den man
in dieser Postille nicht gerade erwartet. Gerade wird er noch
philosophisch. Allerdings zitiert er "Ich weiß, dass ich
nichts weiß von Sophokles", was mich im Morgentran leicht
erzittern lässt. Hat Sokrates von Sophokles geklaut und ich habe es
nicht mitgekriegt. Weiß er (wer?), dass er nichts weiß? In der
Online-Ausgabe verschwand der Sophokles zügig und machte dem Sokrates
Platz. Nun ist die philosophische Welt wieder in Ordnung. Wir verzeihen
es dem Chefredakteur. Denn jede Wette wäre ich eingegangen, dass der
Name "Gilles Deleuze" in der prismatischen Galaxis nie und
nimmer aufscheint. Schon verloren! Fazit: Auch "Prisma" ist
Teil der Postmoderne. Und ob Sophokles oder Sokrates, das ist nicht länger
die Frage, weil es doch ohnehin alles nur Masken sind. Und vielleicht
sind Treppenlifte Teil einer abendländischen Technikironie, wo wir dann
auch wieder bei Sokrates gelandet wären.
Goedart Palm |
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Neulich in Milano... |