Schläft
ein Lied in allen Dingen
Wanderungen in musikalischen Seelenlandschaften zum 150. Todestag
von Joseph von Eichendorff
Aufführung,
Samstag, 1. September 2007, 20 Uhr, in der Halle Beuel zu sehen
ist. Leitung: Dr. Solveig Palm in Zusammenarbeit mit Theater Bonn.
Regie Nikolaus
Büchel. Weitere Aufführungstermine sind am 4., 6. und 7. September 2007.
Jetzt
auch unter YouTube
Darsteller |
Eichendorff:
Taugenichts:
Caspar David Friedrich:
Theodor Wiesengrund Adorno:
Friedrich Schlegel:
Beethoven:
Udo Lindenberg:
Hape Kerkeling:
Robert Schumann:
Clara Schumann:
Fanny Mendelssohn:
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Nikolas Heurich
Felix Stadler
Jan-Martin Lellek
Gerald Liebenow
Tobias Heurich
Philipp Werner
Martin Grützner
Frank Geilenkirchen
Roman Thieltges
Martina Braun
Scarlett Pulwey
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Musik
Niko Heinrich,
Merveille Mubakemeschi, Frederik Schauhoff, Marie Seidler, Philipp
Werner, Gesang
Benyamin Nuss,
Sebastian Voigtländer, Felix Wahl, Klavier
Hanna Bölting,
Violoncello; Elena Kapitza, Violine
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Probleme
eines Schöpfers mit seinem Geschöpf
Ein
Mühlbach rauscht schon seit den frühen Morgenstunden. Es ist ein
heiterer Frühlingsmorgen im Jahr 1827. Ein Philosoph des 20.
Jahrhunderts hat sich in die Romantik verirrt, wo er auf einen
Fachkollegen, den Begründer der romantischen Theorie, trifft. Es ist
zugleich der Tag, an dem Eichendorffs „Taugenichts“ das Frühlingslicht
der Welt erblickt und seine Wanderung antritt, in dem Caspar David
Friedrich das Malen aufgibt, Beethoven stirbt und der noch junge
Schubert seine letzten Werke schreibt. Was haben all diese miteinander
zu tun?
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Universalpoesie oder
Verspießerung. Friedrich Schlegel "leaps in":
Die romantische
Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht
bloß, alle getrennte Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die
Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie
will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik,
Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie
lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch
machen, den Witz poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegnem
Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen, und durch die
Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfaßt alles, was nur poetisch
ist, vom größten wieder mehre Systeme in sich enthaltenden Systeme der
Kunst, bis zu dem Seufzer, dem Kuß, den das dichtende Kind aushaucht in
kunstlosen Gesang. Sie kann sich so in das Dargestellte verlieren, daß
man glauben möchte, poetische Individuen jeder Art zu charakterisieren,
sei ihr eins und alles; und doch gibt es noch keine Form, die dazu
gemacht wäre, den Geist des Autors vollständig auszudrücken: so daß
manche Künstler, die nur auch einen Roman schreiben wollten, von ungefähr
sich selbst dargestellt haben.
Nur sie kann gleich
dem Epos ein Spiegel der ganzen umgebenden Welt, ein Bild des Zeitalters
werden. Und doch kann auch sie am meisten zwischen dem Dargestellten und
dem Darstellenden, frei von allem realen und idealen Interesse auf den
Flügeln der poetischen Reflexion in der Mitte schweben, diese Reflexion
immer wieder potenzieren und wie in einer endlosen Reihe von Spiegeln
vervielfachen. Sie ist der höchsten und der allseitigsten Bildung fähig;
nicht bloß von innen heraus, sondern auch von außen hinein; indem sie
jedem, was ein Ganzes in ihren Produkten sein soll, alle Teile ähnlich
organisiert, wodurch ihr die Aussicht auf eine grenzenlos wachsende
Klassizität eröffnet wird. Die romantische Poesie ist unter den Künsten
was der Witz der Philosophie, und die Gesellschaft, Umgang, Freundschaft
und Liebe im Leben ist. Andre Dichtarten sind fertig, und können nun
vollständig zergliedert werden. Die romantische Dichtart ist noch im
Werden; ja das ist ihr eigentliches Wesen, daß sie ewig nur werden, nie
vollendet sein kann. Sie kann durch keine Theorie erschöpft werden, und
nur eine divinatorische Kritik dürfte es wagen, ihr Ideal
charakterisieren zu wollen. Sie allein ist unendlich, wie sie allein
frei ist, und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, daß die Willkür des
Dichters kein Gesetz über sich leide. Die romantische Dichtart ist die
einzige, die mehr als Art, und gleichsam die Dichtkunst selbst ist: denn
in einem gewissen Sinn ist oder soll alle Poesie romantisch sein.
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