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- Transzendentalfiktion.
In der Philosophie kann man nicht die Philosophie transzendieren.
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- Archetypen. Jedes Jahrhundert
steuert einige neue Archetypen bei.
Definition. Begriff auf der Suche
nach sich selbst. Definitionen müssen ihre Umwelt in ihr System kopieren. Danach weisen
sie immer schon über ihre Grenzen hinaus. Wer eine Definition besitzt, besitzt auch eine
Umwelt. Jede Definition ist die ganze Karte.
Kritik. Wer zu subtil wird, wird
nicht gehört. Aber wer gehört wird, läuft Gefahr, mißverstanden zu werden.
- Memory. Die Erinnerung ist nur ein
vergebliches Aufbäumen gegen die Verlaufsformen der Zeit. Jede Suche nach der verlorenen
Zeit endet in einer Konstruktion einer nie existierenden Zeit.
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Auf den Kopf. Wer Philosophen
auf den Kopf stellt, muß damit rechnen, daß kleine Münzen aus ihren Taschen
fallen.
Schreibfehler. Jemand
schreibt "vermütlich". Das macht Sinn: eine gemütliche Vermutung.
Verlust. Die Materie
schwindet...eine Geschichte der Evolution als die Geschichte des Verschwindens
schreiben.
Tiefsinn. Angst vor der
Oberfläche. Unabgelöst ist die Schuld teutonischer Metaphysik, die Oberfläche der Dinge
nicht als das Ding an sich genommen zu haben. Den Hinterwelten spüren immer die nach, die
sich dem Glanz der Dinge verweigern. Der Glanz als Essenz.
Klon. Wenn zwei dasselbe sind, ist es
nicht dasselbe.
Idiosynkratiker. Empfindsame
Seelen, die zwar die Fliege an der Wand stört, nicht aber der Fliegendreck auf ihrem
Papier. Wieviel weniger fremdes Leid.
Psychologen. Psychoverlogen.
Moral. Altes Sedativ.
Radikal. Scheuklappen, um nicht das
Ziel aus dem Auge zu verlieren
Amok. Koma.
Forschung. Hypothesen
überspannen, jeden Wechsel auf die Zukunft ziehen - alles was gedacht werden kann, ist
wirklich, auch wenn es unvernünftig sein sollte.
Fatum. Wer die Geschichte versteht,
entgeht ihr gleichwohl nicht (Jouffroy modifiziert).
Grund. Da keiner bereit ist, meine
Bücher zu schreiben, muß ich es selbst tun. Aber ich habe schon deshalb keine Gründe,
Rücksicht auf eure Lektüren zu nehmen.
Terrain. Erstaunlich wie der Boden
beim Schreiben wächst. Stein auf Stein, bis das Gebäude völlig fremdartig ist und doch
könnte es kein anderer bauen.
Obsolete Wörter. Eine
gute Liste von Nichtwörtern, eine gute Liste von Wörtern, Verknüpfungswahn oder -lust,
und schon werden die Texte gelingen, ihr Köche.
Apodiktisch. Sich apodiktisch
wehren gegen apodiktische Zeitgenossen.
Weisheit. Reden, um zu
schweigen.
Ennui. Ästhetische Müdigkeit.
Morgens. Sterne im Kaffeesatz.
Carpe diem!
Einer sagt. Der Schmerz flieht meinen Körper.
Freude. Kurzes Vergessen.
Trost. Trösten heißt, an das Nichts
zu erinnern (Jouffroy modifiziert).
Geborgenheit. Die Perkussion
beruhigenden Regens gegen die Fenster.
Beobachtungsmodus. Er
beobachtete viel, aber versagte sich jede große Form. Wie viele Wahrnehmungen werden
eindimensional, wenn sie sich dem jeweiligen Generalbaß einer Theorie unterordnen.
Gerechtigkeit gegenüber den Phänomenen: sie nicht verstehen zu wollen.
Selbsterkenntnis. Ich
beginne mich zu wiederholen, also habe ich doch eine Identität.
Glück. Der Glaube an das Glück ist
gefährlich. Nur wer um die Katastrophe weiß, nähert sich seinem Glück.
Liebe. "Jeder geliebte
Gegenstand ist der Mittelpunkt eines Paradieses" (Novalis). Wie falsch! Ist es
nicht eher so, daß die Trüffel letztlich vor die Schweine geworfen werden? Werden nicht
alle geliebten Gegenstände von der Platte geputzt - so wie allen ungeliebten?
Fetischismus bleibt ein mangelhaftes Surrogat des Paradieses, das nach Karl Kraus
gar nicht erst gesucht wird, sondern ein lästiger Mehrwert ist.
Schwäche. Liebe ist eine
Schwäche - freilich die stärkste.
Banalität. Banalität, wenn
kein unabänderlicher Erziehungsfehler, ist eine Überlebensstrategie - zur rechten Zeit
am rechten Ort eingesetzt.
Ruhm. Schlechte Eigenschaften trösten
uns über unsere Vergänglichkeit, unsere Bedeutungslosigkeit, die Schnödigkeit der
Zeitgenossen...wie schrecklich muß ein nicht erkanntes, nicht erkennbares Genie leiden.
Freilich haben die Künstler sich ihren eigen Reim darauf gemacht. Sie leiden an ihrem
Nichtruhm, erlangen sie Ruhm, erkennen sie seine Bedeutungslosigkeit, siehe etwa Flaubert.
Ironie. Ein aussterbender
Selbstbehauptungsgestus. Ironie bleibt unterwürfig, aber unduldsam gegenüber der Macht.
Heute verdrängt Zynismus Ironie. Herrschaftszynismus versus Untertanenzynismus.
Ironie. Vergeßt alle marginalen
Ironien. Die Existenz der Welt ist bis ins Mark eine Ironie. Gott ein Ironiker?
Monströs. Graduelle
Verschiebungen, die auf der jeweiligen Stufe einen kleinen Schritt rechtfertigen. Niemand
startet von 0 auf 100 durch. Rechtfertigung der kleinen Schritte, um schließlich zum
Ungeheuer zu werden.
Ratschlag. Bewahre Gleichmut,
auch wenn das Gleichgewicht in und über den Verhältnissen kurz währen sollte. Zornig
werden heißt, gegenüber dem Gleichmut gleichmütig zu werden.
Weisheit. Erste Voraussetzung
heute: Mit der Weisheit brechen.
Zoomorphie. Wenn einer in den
Spiegel schaut und einen Affen erblickt, spricht das nicht gegen den Spiegel. Spiegelarme
Zeiten.
Persönlichkeit.
Starrheitssyndrom. Eine multiple Persönlichkeit, selbstbeherrscht und selbstsicher, ja
das wollen wir. Jeden Tag als neue Persönlichkeit mit alten Erfahrungen - geht das?
Weisheit. Arroganz, die sich
hinter Bescheidenheit versteckt?
Zynismus. Enttäuschte
Lebensfreude. Aber selbst der Zyniker hofft noch auf Enttäuschung.
Wirklichkeitssinn. Welt
als immerwährende Knappheitssituation begreifen. Schränke voller Spezereien sind auf
Dauer schwerer zu ertragen als die Sorgen um morgen.
Sensomotorik. Nachdem die
Wahrheit abdankt, setzen wir auf Bewegung und Wahrnehmung.
Warten. Harre der eisigen Dinge, die
irgendwann erscheinen. Gleichwohl ist Warten nicht das halbe Leben. Wer wartet, hat noch
keine präsentische Lebensweise gefunden.
Apathie. Was ist Apathie? Apathie
ist das Medium der modernen Existenz, eine Schutzhaltung gegen den sozialen
Differenzierungsdruck. Apathie heißt die Fühlung mit dem Leben an ein Distanzsystem
abtreten. Der Stoizismus hat die Reaktion auf Outburn-Effekte schon früh beschrieben.
Altrömische Zustände. Apathie heißt Beteiligung ohne innere Teilnahme. Apathie als
Ruhepolster oder moderne Überlegenheit.
Taedium vitae. Wir haben die
Zeit für eine kontemplative Weltmüdigkeit verloren. Decadents waren nicht "burned
out", sondern erloschen oder weltflüchtig in der Welt wie etwa Rimbaud. Goethe
berichtet von einem Engländer, der Selbstmord beginn, weil er keine Lust hatte, jeden Tag
erneut seine Hose anzuziehen. Wäre der Mann nach Konstantinopel übersiedelt, hätte
einen Kaftan getragen, hätte er sich vermutlich selbst entleibt, weil er jeden Morgen
seinen Turban binden müßte. Hinter den Anlässen steckt so unendlich viel mehr.
Teetrinken. Was man nicht
entscheiden kann, kann man entscheiden. Alles andere folgt der Sachlogik einer trivialen
Maschine (von Foerster). Warum überhaupt entscheiden? Trink´ein Täßchen Tee
(Rat der Zen-Meister). Aber auch das muß man entscheiden.
Tödlich. Er strangulierte sie mit
seiner Toleranz.
Originalität. Die Kunst,
sich nicht auf den Verstand, sondern auf den Aufstand wider ihn zu verstehen. Freilich
schafft das einen neuen Verstand, verständiger als der alte.
Der Wille zur
Originalität. Darüber wurde er machtlos.
Inkompetenz. Inkompetenz wird
belohnt, wenn sie die Kompetenz mit ihrer Kritik verschont.
Seele. Die Seele ist die Atmosphäre
des Geistes (Joubert modifiziert).
Geist. Jeder Geist hat einen
Bodensatz, der aufgespült werden kann (Joubert modifiziert). Dann können die
Verhältnisse sehr schnell geistlos werden...
Stärke. Der Geist bleibt so lange
stark, als man die Kraft hat, an seiner Stärke zu zweifeln (Joubert
modifiziert).
Beständigkeit. Die
Beständigkeit ist oft nur ein Mangel an Einfällen (Jouffroy modifiziert).
Goldene Regel. Das Leben
fürchten, heißt dem Tod zuviel Ehre erweisen (Jouffroy modifiziert).
Utilitarismus. Den eigenen
Wahn als nützlich, d.h.wahr zu erkennen. Solange wir leben, bleiben wir mit der Welt
kompatibel. Erfolg ist höchste Kompatibilität.
Vernunft. Kopfstand eines
Kopffüsslers.
Ungeziefer. Das Böse im
Wertsystem der Biologie.
Disneyworld.
Wachsfigurenkabinett für Erlebnismüde.
Innerlichkeit. Denen zu
mißtrauen, die ihre Introspektion mit der Weltverfassung verwechseln, sei die erste
Moral.
Erhaben. Eine Situation, der kein
Spruch folgen kann.
Verrat. Eine Wahrheit, die zur
Gegenseite überlief.
Holocaustdenkmal. Das
Denkmal ist die Diskussion darüber.
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